Im ersten Spiel der Europa League-Gruppenphase verliert die Eintracht gegen den FC Arsenal mit 0:3.
Hinterher haben die Treuesten der Treuen wie immer ihre Helden hochleben lassen. Dabei hatten sie gerade einen Fehlstart in die Europa League hingelegt und am Ende deutlich zu hoch mit 0:3 (0:1) gegen den FC Arsenal den Kürzeren gezogen. In den letzten fünf Minuten kassierten die tapfer kämpfenden Frankfurter zwei Gegentore, da waren sie auch nur noch zu zehnt, Dominik Kohr war mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden (79.). Die Londoner waren insgesamt die bessere Mannschaft, vor allem aber waren sie deutlich abgezockter als die Gastgeber, die schlicht viel zu viele gute Möglichkeiten ungenutzt verstreichen ließen. Erstmals seit 15 Heimspielen bei internationalen Auftritten verloren die Frankfurter wieder mal vor heimischer Kulisse.
Es war lange Zeit ein offenes Spiel, das die Eintracht sicherlich nicht hätte verlieren müssen. Sie war sicher nicht das schlechtere Team, aber man merkte Arsenal deutlich die größere internationale Erfahrung an – trotz vieler Spieler aus der eigenen Akademie in der Startelf. Im anderen Spiel besiegte Standard Lüttich den nächsten Eintracht-Gegner Vitoria Guimaraes mit 2:0. „Arsenal war sehr cool und effizient“, urteilte Sportvorstand Fredi Bobic nach dem Schlusspfiff. Er sagte aber auch: „Das Ergebnis ist viel zu hoch ausgefallen. Wir sind nicht aus dem Stadion geschossen worden.“ Eine Niederlage auf europäischem Terrain „ist neu für uns“. In der vergangenen Saison sei im ersten Heimspiel gegen Lazio Rom der erste Schuss von der Eintracht ins Tor gegangen, „heute nicht“.
Ein bisschen überraschend hatte der Frankfurter Trainer Adi Hütter Bas Dost für die Startelf nominiert und dafür den bislang torgefährlichsten Stürmer Goncalo Paciencia auf der Bank gelassen. Wahrscheinlich wollte er gegen die traditionell kopfballstarken Briten einen ebenbürtigen Widerpart aufstellen. Kollege Unai Emery hatte hingegen einige seiner zahlreichen Stars geschont, Mesut Özil war gar nicht erst nach Frankfurt gereist, auch Bernd Leno, der deutsche Nationaltorwart, Stürmer Nicolas Pepé oder auch Dani Ceballos waren nicht von Anfang an dabei.
Die taktischen Umstellungen auf beiden Seiten taten dem Spiel gut. Relativ schnell entwickelte sich eine abwechslungsreiche Begegnung, die hin und her wogte und beiden Teams zahlreiche Tormöglichkeiten bot. Bald war aber eines nicht zu übersehen: Eintracht Frankfurt agierte viel zu offen, bot dem renommierten Gegner immer wieder ihre weiche Seite an. Und wenn nicht Torwart Kevin Trapp hellwach auf seinem Posten gewesen wäre, die Hessen hätten zur Pause deutlich höher als 0:1 hinten liegen können. Die Gastgeber, die allein für die Qualifikation zu dieser Europa League Gruppenphase von der Uefa 2,9 Millionen Euro einstreichen, waren in der Defensive – trotz eines alle überragenden Makoto Hasebe – extrem anfällig. Das lag natürlich bis zu einem gewissen Grad an der Klasse der Londoner, aber auch daran, dass die Eintracht viel zu leicht und zu häufig im Mittelfeld und in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren hatte. Arsenal machte das auch nicht ungeschickt, sie warteten förmlich auf die Fehler der Frankfurter, um dann blitzschnell zu kontern.
Gerade Djibril Sow, den viele nach seiner schwachen Vorstellung zuletzt gegen den FC Augsburg auf der Ersatzbank erwartet hatten, spielte ausgesprochen unglücklich. Zweimal beschworen seine haarsträubenden Fehler brenzlige Situationen herauf: Erst spielte er vor der Abwehr einen Ball quer (13.), in den Bukayo Saka spritzte, gemeinsam konnte die zurückgeeilte Hintermannschaft die Scharte noch ausmerzen, dann verlor Sow fast als letzter Mann einen unnötigen Zweikampf gegen den früheren Gladbacher Granit Xhaka und konnte von Glück reden, dass Trapp den Schuss des durchgebrochenen Emile Smith Rowe klasse parierte.
Doch ewig war Fortuna nicht im Bunde mit der Eintracht: Nach 38 Minuten prallte ein von David Abraham abgefälschter Schuss von Joe Willock von der Unterkante der Latte ins Tor, zuvor hatten sich Danny da Costa und Kapitän Abraham nicht besonders clever angestellt. Die Hessen hätten nicht in Rückstand geraten müssen, denn auch ihnen hatten sich durchaus Möglichkeiten geboten. Arsenal ließ den Frankfurtern Raum zum Spielen. Filip Kostic hatte zwei prima Gelegenheiten, einmal drosch er die Kugel aus spitzem Winkel ans Außennetz.
Vor allen André Silva boten sich zu Beginn der zweiten Hälfte gute Chancen zum Ausgleich (49. und 59.), doch er zielte jeweils aussichtsreich über das Tor. Auch Kostic verpasste den Ausgleich mit einem Schrägschuss um wenige Zentimeter. Die Eintracht war über weite Strecken des zweiten Abschnitts die klar tonangebende Mannschaft, aber vor dem Tor zu unbedarft. Die Gelb-Rote Karte für Dominik Kohr in der 79. Minute war dann auch nicht sonderlich hilfreich. Danach brachen die Dämme: Erst traf Saka (80.) zum 2:0, dann nutzte Pierre-Emerick Aubameyang einen kapitalen Bock zum viel zu hoch ausgefallen 0:3.
or dem Spiel und während der Halbzeitpause hatten die Frankfurter Ultras auch keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen eine mögliche Anstellung von Andreas Möller als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums am Riederwald gemacht. „Für Andreas Möller ist bei Eintracht Frankfurt kein Platz“ schrieben sie auf Flyern, die überall im Stadion plakatiert wurden. Ob der Weltmeister von 1990 überhaupt diesen Posten bekommen wird, ist völlig offen. Er ist einer von einigen Kandidaten.